
Die verborgene Welt der Terpene
Christoph LesserSharing is caring
Kleine Moleküle, große Wirkung
Stell dir vor, du gehst durch einen Wald. Du atmest tief ein und sofort nimmst du den Duft von frischen Pinien, feuchter Erde und einer Mischung aus Natur wahr. Genau das sind Terpene – winzige Duftstoffe, die Pflanzen ihren unverwechselbaren Geruch verleihen. Auch beim Cannabis spielen sie eine wichtige Rolle – nicht nur beim Aroma, sondern auch bei der Wirkung.
Was sind Terpene?
Terpene sind natürliche Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen – in Kräutern, Früchten oder Bäumen. Sie schützen die Pflanze zum Beispiel vor Schädlingen oder zu starker Sonneneinstrahlung. Auch beim Hanf sorgen sie für die ganz typischen Aromen: mal würzig, fruchtig, gasy, mal erdig oder einfach süßlich. Jeder, der schon mal an einer Bud gerochen hat, weiß, wie unterschiedlich Sorten riechen können – und das liegt genau an diesen Stoffen.
Warum Terpene beim Cannabis so wichtig sind
Jede Cannabis-Sorte hat ihre ganz eigene Terpen Zusammensetzung. Dieser Mix bestimmt nicht nur den Geruch und Geschmack, sondern auch, wie du die Wirkung wahrnimmst. Zusammen mit THC, CBD und anderen Cannabinoiden tragen Terpene zum sogenannten Entourage-Effekt bei. Dabei verstärkt oder verändert sich die Wirkung – was erklärt, warum zwei Sorten mit gleichem THC-Gehalt ganz unterschiedlich wirken können. Einige Konsumenten gehen nämlich nur nach Gehalt der Sorte, lassen aber völlig die gesamte Mischung außer Acht.
Die bekanntesten 10 Terpene und ihre Wirkung
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Myrcen: Das am häufigsten vorkommende Terpen in Cannabis. Es hat einen erdigen, moschusartigen Duft, der an frisches Gras erinnert. Myrcen wirkt beruhigend und entspannend, wodurch es bei Schlafproblemen und Stress hilfreich sein kann.
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Limonen: Verleiht Cannabis einen zitrusartigen Duft, der an Orangen oder Zitronen erinnert. Es hat eine leicht belebende Wirkung und wird oft mit einer Verbesserung der Stimmung in Verbindung gebracht. Es könnte auch helfen, Ängste zu lindern.
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Caryophyllen: Mit seinem würzigen und pfeffrigen Duft ein besonderes Terpen, das in Gewürzen wie schwarzem Pfeffer vorkommt. Es hat die Fähigkeit, mit den CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems zu interagieren, was ihm entzündungshemmende Eigenschaften verleiht. Gleichzeitig bringt es eine subtile Schärfe in das Aroma.
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Humulen: Erinnert an die erdigen und holzigen Noten von Zedernholz. Es wird oft mit einer beruhigenden Wirkung in Verbindung gebracht und könnte möglicherweise bei der Bekämpfung von Entzündungen und Appetit helfen.
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Ocimen: Selten aber eine frische, blumige Note mit einem Hauch tropischer Früchte. Ocimen wirkt erfrischend und könnte dazu beitragen, den Geist zu befreien und den Körper zu regenerieren.
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Geraniol: Bekannt für seinen rosigen, süßlichen Duft, ist in einigen Cannabis-Sorten enthalten und hat eine beruhigende Wirkung auf die Stimmung. Es wird auch für seine antioxidativen Eigenschaften geschätzt.
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Eucalyptol: Auch als 1,8-Cineol bekannt, bringt Eucalyptol einen frischen, kühlenden Duft mit sich, der an Eukalyptus erinnert. Es kann die Atemwege fördern und wird für seine schmerzlindernden Eigenschaften geschätzt.
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Terpinolen: Mit seinem süßen, blumigen Duft und einem Hauch von Kräutern und Äpfeln ist Terpinolen in einigen Cannabis-Sorten zu finden. Es wirkt antioxidativ und hat das Potenzial, das Immunsystem zu stärken.
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Pinene: Wie der Name schon sagt, riecht Pinene nach frischem Kiefernnadelwald. Es ist bekannt dafür, die Atemwege zu öffnen und das Gedächtnis zu fördern. Es hat auch entzündungshemmende Eigenschaften und sorgt für eine frische, erdige Note in vielen Cannabis-Sorten.
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Linalool: Das Terpen, das du vielleicht aus Lavendel kennst. Es hat einen blumigen, beruhigenden Duft und ist für seine entspannende Wirkung bekannt. Es kann helfen, Angstzustände zu lindern und den Schlaf zu fördern.
Terpene in der Praxis: Mehr als nur Aromen
Beim Rauchen oder auch beim Verdampfen merkst du die Wirkung deutlich – auch wenn sie nicht psychoaktiv sind. Je nachdem, welche Terpene in einer Sorte dominieren, kann sie eher beruhigend oder aktivierend wirken. Eine Sorte mit viel Limonen kann dich eher aufmuntern, während Myrcen dich schneller aufs Sofa befördert. Diese Wirkung entsteht aber nicht isoliert, sondern in einem Mix mit Cannabinoiden – der berühmte Entourage-Effekt. Genau dieser Mix macht Marihuana so vielseitig – und erklärt, warum nicht nur der THC-Gehalt ausschlaggebend ist. #apothekengras.
Fazit
Terpene sind echte Multitalente. Sie geben jedem Strain / Sorte ihren Charakter und haben Einfluss darauf, wie er wirkt – manchmal sogar mehr als der THC-Wert selbst. Wenn du also das nächste Mal an einer neuen Sorte riechst, achte mal bewusst auf die Aromen. Denn diese kleinen Moleküle sagen dir mehr über die Wirkung, als du denkst.
Manche Sorten mit weniger THC können durch ihr ausgewogenes Profil sogar intensiver und angenehmer wirken als hochpotente medizinische Blüten, die irgendwo über 30% THC haben.
Terpene machen den Unterschied – in Geschmack, Wirkung und Erlebnis.