
Cannabis: Warum Terpene wichtiger sind als Indica & Sativa
Christoph LesserSharing is caring
Die traditionelle Einteilung von Cannabis in Indica, Sativa und Ruderalis basiert auf Annahmen über unterschiedliche Wirkungen und Wachstumsmerkmale. Indica-Sorten werden oft mit entspannenden Effekten assoziiert, während Sativa-Sorten als belebend gelten. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse stellen diese Kategorisierung jedoch infrage und lenken den Fokus auf die Terpene – die aromatischen Verbindungen der Pflanze – die maßgeblich für die Wirkung verantwortlich sein könnten.
Fehlende genetische Unterschiede zwischen Indica und Sativa
Studien haben gezeigt, dass die genetische Differenzierung zwischen als Indica oder Sativa bezeichneten Cannabis-Pflanzen minimal ist. Eine Untersuchung der Dalhousie University und der Wageningen University & Research ergab, dass die genetische und chemische Zusammensetzung von Cannabis häufig nicht mit den Bezeichnungen Indica oder Sativa übereinstimmt. Die Forscher fanden heraus, dass Pflanzen mit der Kennzeichnung Sativa genetisch nicht anders sind als Indica-Pflanzen. Auch chemisch stimmen die beiden Typen weitgehend überein.
Die Rolle der Terpene
Terpene sind organische Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen und für deren charakteristischen Duft verantwortlich sind. In Cannabis beeinflussen sie nicht nur das Aroma, sondern könnten auch die Wirkung der Pflanze modulieren. Beispielsweise wird Myrcen, ein häufig vorkommendes Terpen, mit beruhigenden Effekten in Verbindung gebracht, während Limonen eine stimmungsaufhellende Wirkung haben kann.
Entourage-Effekt
Das Zusammenspiel von Terpenen und Cannabinoiden wie THC und CBD wird als Entourage-Effekt bezeichnet. Dieser Effekt beschreibt, wie verschiedene Cannabis-Inhaltsstoffe synergistisch zusammenwirken, um die Gesamtwirkung der Pflanze zu beeinflussen. Es wird angenommen, dass Terpene die Wirkung von Cannabinoiden verstärken oder modulieren können, wodurch unterschiedliche Effekte erzielt werden.
Unser Fazit
Die traditionelle Unterscheidung zwischen Indica und Sativa ist aus genetischer Sicht nicht mehr wirklich haltbar. Stattdessen sollten Konsumenten und Fachleute den Fokus auf das spezifische Terpenprofil einer Cannabis-Sorte legen, um deren potenzielle Wirkung besser einschätzen zu können. Ein fundiertes Verständnis der Terpene und ihrer Interaktion mit Cannabinoiden ermöglicht eine gezieltere Auswahl und Anwendung von Cannabis-Produkten.
Viele Cannabis-Züchter fangen mittlerweile an, ihre Kreuzungen nicht mehr in genaueste Prozentzahlen anzugehen, sondern einfach als Hybrid zu deklarieren. Was auch völlig OK ist.
Fest steht, es wird sich in der nächsten Zeit viel tun in der Forschung und wird damit dem Verständnis deutlich noch vorne verhelfen.